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Motivation Monday: Die deutsche Grammatik
Ist es wichtig Grammatik zu lernen?
Beim Erlernen einer Fremdsprache geht es nicht nur darum, viele neue Wörter zu lernen, diese korrekt zu schreiben und auszusprechen. Die Vokabeln sollte man auch richtig anwenden – das funktioniert nur, wenn man weiß, nach welchen Regeln sie zu Sätzen zusammengesetzt werden. Diese Regeln sind nicht in allen Sprachen gleich und machen die Grammatik einer bestimmten Sprache aus. Das Beherrschen der

Grammatik ermöglicht es Ihnen, die innere Struktur und die Logik der Sprache zu verstehen, also unter anderem zu begreifen, wie die Muttersprachler-/innen denken. Und so können Sie ihre ersten
Schritte in Richtung eigene produktive Sprechaktivität, freie mündliche und schriftliche Kommunikation in dieser Sprache machen. Das ist doch der Grund, warum wir eine Fremdsprache lernen, oder?
Es gibt viele Menschen, die behaupten, dass Sie die Umgangssprache beherrschen können, auch ohne systematisch Grammatik zu lernen. Und man begegnet auch oft denjenigen, die ganz fließend sprechen und sich im Alltag verständigen können, ohne dass sie einen Deutschkurs besucht haben oder wissen, was, zum Beispiel, „Akkusativ“ oder „Dativ“ zu bedeuten hat. Leider merken diese Menschen dabei nicht, dass sie beim Sprechen jede Menge Fehler machen und die Chance, dass sie ihr Deutsch verbessern immer geringer wird. Die Fehler verfestigen sich mit der Zeit und sind auch nach vielen Bemühungen und Korrekturversuchen nicht mehr so einfach wegzubekommen.
Was sind die häufigsten Fehler, die Anfänger im Deutschen machen? Welche Besonderheiten der deutschen Grammatik sind für die meisten Lernenden besonders schwer?
Artikel
In seinem Buch "Die schreckliche deutsche Sprache" beschreibt Mark Twain, dass man "ein Elefantengedächtnis" brauche, um die deutschen Artikel zu lernen. Zurecht!
Im Deutschen gibt es drei Geschlechter und jedes Geschlecht hat einen Artikel „der“, „das“ oder „die“. Das Problem ist jedoch, dass das Geschlecht der deutschen Substantive, keine lexikalische, sondern nur grammatikalische Bedeutung hat und vor allem nicht immer mit dem Geschlecht der anderen Sprachen übereinstimmt.
So ist zum Beispiel ein Mädchen im Deutschen ein Neutrum, also "das Mädchen". Aber niemand hat die Absicht, Mädchen zu beleidigen! Es geht nur um das Verniedlichungssuffix "-chen", das im Neutrum steht.
Und bei manchen Wörtern hängt die Bedeutung vom Artikel ab.
Zum Beispiel:
die See, wie die Nordsee, der See, wie der Gardasee

Oft tut man sich besonders schwer, wenn das Nomen zwar aus der gleichen thematischen Gruppe kommen, aber alle unterschiedlichen Artikel haben: der Löffel, das Messer, die Gabel.
Wie kann man deutsche Artikel sie auswendig lernen? Bereiten Sie sich auf ein lebenslanges Lernen vor! Ständig Artikel zu überprüfen, nachzufragen, in Wörterbüchern nachzuschlagen, gehört zum Alltag der Nicht-Muttersprachler-/innen dazu! Außerdem kann man sicherlich Vokabellisten führen, wo die Artikel mit unterschiedlichen Farben markiert sind, Artikel nach Form oder Bedeutung lernen (alle Nomen mit „-heit“ oder „-keit“ wie in „Freundlichkeit“ oder „Freiheit“ sind feminin, oder alle Himmelsrichtungen sind maskulin, wie in „der Norden“, „der Süden“).
Pluralformen
Während im Englischen bis auf wenige Ausnahmen der Plural durch Hinzufügen von -s gebildet wird, sieht es im Deutschen etwas komplizierter aus.
Zum Beispiel:
-s das Auto - die Autos
-e der Stift - die Stifte
-(e)n die Prüfung - die Prüfungen
-er (+Umlaut) das Buch - die Bücher
Und einige Substantive haben den gleichen Plural wie den Singular (das Mädchen - die Mädchen, der Wagen- die Wagen).
Die deutschen Plurale können also genau wie die Artikel unberechenbar sein und müssen auswendig gelernt werden.

Der deutsche Satzbau
In deutschen Nebensätzen gibt es Konjunktionen, die die Wortstellung beeinflussen, so dass das Verb am Satzende steht: Ich bleibe heute zu Hause, weil ich krank bin. Es verlangt von einem sehr viel Konzentration beim Sprechen, weil man eigentlich noch bevor man etwas sagt, überlegen muss, welches Verb man benutzen möchte, um das dann zum Schluss an die richtige Stelle zu setzen.
Ungewöhnlich ist auch, dass man nach bestimmten Angaben das Verb vor dem Subjekt positioniert. Meistens tut man das, wenn der Satz mit einer temporalen, einer lokalen Angabe oder mit einem Objekt beginnt:
Heute gehen wir ins Kino.
Im Kino läuft ein neuer Film.
Actionfilme mag ich besonders gern.
Komposita
Die zusammengesetzten Substantive im Deutschen sind erstaunlich! Die Deutschen sind sehr praktisch veranlagt, und manchmal erfinden sie keine neuen Wörter, sondern kombinieren bestehende Wörter. Zum Beispiel so:
-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Bundesausbildungsförderungsgesetz
Es gibt sogar das längste deutsche Wort im Guinness-Buch der Rekorde!
Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft
ist das längste deutsche Wort mit 80 Buchstaben!
Fälle
Obwohl es auch in anderen Sprachen Fälle gibt, ist dies wahrscheinlich der schlimmste Alptraum von jedem, der Deutsch lernt. Im Deutschen gibt es 4 Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ), von denen die Artikel, Adjektivendungen und Substantive abhängen.
Wenn Sie keine Fälle benutzen, werden Ihre Sätze zu einer sinnlosen Mischung von Wörtern, so dass man Sie kaum verstehen würde.

Zum Beispiel:
ohne Fälle: Die Frau mein Freund schenkt er das Handy.
mit Fällen: Die Frau meines Freundes schenkt ihm ein Handy.
Deklination von Adjektiven
Im Deutschen gibt es drei Arten der Deklination von Adjektiven: stark, schwach und gemischt. Es hängt davon ab, ob vor dem Adjektiv ein bestimmter oder unbestimmter Artikel oder gar nichts steht. Dieses Thema steht in engem Zusammenhang mit den Artikeln und den Fällen, daher sollten Sie nicht mit den Adjektivendungen anfangen, bevor Sie diese beherrschen.
Zum Beispiel:
das schöne Mädchen
ein schönes Mädchen
schönes Mädchen
Wenn Sie sich zum Beispiel die englische Übersetzung ansehen, werden Sie feststellen, dass es in allen drei Beispielen dasselbe ist. Aber in deutschen Sätzen ändern sich die Endungen. Das ist eindeutig ein Thema, bei dem viele Leute nicht weiterkommen, und es dauert lange, bis man es sich aneignet.
Verben mit Präpositionen
Viele deutsche Verben werden zusammen mit unterschiedlichen Präpositionen benutzt, was manchmal schwer zu erklären ist – man muss sie einfach lernen.
Zum Beispiel:
warten auf + Akkusativ – Ich warte auf meinen Freund
denken an + Akkusativ - Ich denke an dich
gehören zu + Dativ – Sprachenlernen gehört zu meinem Leben
Reflexive Verben
Reflexiv sind die Verben, bei denen das Subjekt und das Objekt ein und dieselbe Person oder Sache sind. Wenn Verben reflexiv gebraucht werden, stehen sie mit dem Reflexivpronomen „sich“, dass je nach Person oder Sache, auf das es sich bezieht, verschiedene Formen hat: mich, dich, uns etc. Reflexive Verben können zusammen mit Reflexivpronomen im Akkusativ oder Dativ stehen.
Die Schwierigkeit besteht darin, dass man erst nur nach sehr viel Praxis ein Gefühl für diese Verben bekommt und oft einfach nicht genau weiß, ob das Verb reflexiv ist oder nicht. Es gibt auch welche, die sowohl reflexiv als auch nicht reflexiv benutzt werden.
Beliebter Fehler:
Ich treffe meine Freundin. (nicht reflexiv, Akkusativobjekt)
Ich treffe mich mit meiner Freundin. (reflexiv)
Manchmal kann es auch zu Missverständnissen führen, wenn man die reflexive Benutzung eines Verbs von der nicht reflexiven nicht unterscheiden kann:
Ich kann mich auf dich verlassen. (I can rely on you) - reflexiv
Ich kann dich verlassen. (I can leave you) – nicht reflexiv

Trennbare und untrennbare Verben
Trennbare und untrennbare Verben treiben
viele Deutschlernende in den Wahnsinn! Das sind die Verben mit einem bestimmten Präfix, die die Bedeutung des eigentlichen Verbs ändern können: arbeiten, bearbeiten, verarbeiten, erarbeiten, abarbeiten, ausarbeiten etc.
Das Schöne daran ist: Schafft man es, sich viele Verben dieser Gruppe einzuprägen, wird man sehr produktiv und kann nach einiger Zeit und viel Training einfachen Verben selbst Präfixe voranstellen und somit Verben mit einer neuen Bedeutung bilden, etwa so wie die Muttersprachler das tun!
Trennbare Verben im Satz machen es einem nicht leicht, weil die Präfixe von dem Verb getrennt werden müssen und erst am Satzende wieder erscheinen. Bildet man einen langen Satz, so wird das Präfix am Ende häufig vergessen oder mit einem anderen Präfix vertauscht.
So beschreibt Mark Twain seine erste Begegnung mit den trennbaren Verben: „Die deutsche Grammatik ist übersät von trennbaren Verben wie von den Blasen eines Ausschlags; und je weiter die zwei Teile auseinandergezogen sind, desto zufriedener ist der Urheber des Verbrechens mit seinem Werk.“…
Grammatik optimiert die Kommunikation

Im Großen und Ganzen kann man lange darüber streiten, wie sinnvoll es ist, sich mit der deutschen Grammatik ganz ausführlich zu befassen. Aber Folgendes steht fest: Mit Hilfe von Grammatik können Sie Ihr Bewusstsein für die Besonderheiten dieser schönen Sprache schärfen, ihre Kommunikation optimieren und professionalisieren, Ihre Konzentration und Gedächtnis trainieren. Seien Sie dabei nicht zu kritisch zu sich selbst oder zu der Sprache. Machen Sie sich eher auf eine Entdeckungsreise, auf der man sich selbst herausfordern kann und viel Neues lernt. Spielen Sie manchmal ein Kind, auch wenn Sie schon groß sind und nehmen die Dinge so, wie sie sind, statt diese ständig kritisch zu hinterfragen.
Eine positive Einstellung und viel Geduld sind die besten Helfer auf dem Weg zu Ihrem Lernerfolg!